Walking Football: über die Entstehung eines besonderen Teams

Walking Football hatte ich das erste Mal auf einem Vereinsmanager-Lehrgang kennengelernt und ausprobiert.  Ich war sofort begeistert und wollte es direkt in meinem Heimatverein Hertha Bonn einführen. Walking Football kommt aus England. Dort richtet es sich als ein gesundheitsorientiertes Angebot an eher ältere Semester, die nicht mehr richtig kicken können, aber noch wollen.

“Walking Football? Gehfußball? Wat is’n dat für’n Quatsch?“  

Nur wenige sprachen es aus. Viele dachten es sich, als ich davon bei mir im Verein vorschwärmte. Wie so oft, wenn Menschen auf Unbekanntes, auf Ungewohntes und in der Fußballwelt gar auf Unvorstellbares stoßen, gehen sie zuerst in die Ablehnung.

Doch davon habe ich mich nicht beirren lassen und mit Unterstützung des Fußball-Verbandes Mittelrhein einen Aktionstag organisiert. Das erste Schnuppertraining war ein Flop. Außer ein paar mir wohlgesonnenen Männern aus der Alte-Herren-Abteilung kam keiner. Das Projekt stellten wir zunächst wieder ein. Nur einer der Teilnehmer war direkt begeistert. Mit ihm verbündete ich mich am Tresen. Und wir starteten ein Jahr später einen neuen Anlauf. Mit mehr Werbung und viel persönlicher Überzeugungsarbeit. 

Trotz des Widerstandes - oder besser ausgedrückt - trotz des Unverständnisses vieler Vereinsmitglieder blieben wir bei der Sache, hielten durch und konnten tatsächlich eine Walking Football Mannschaft im Verein gründen. 

Eine richtig bunte Gruppe von Menschen, die sich zu einem echten Team entwickelt hat:

Heterogenität ist ein entscheidendes Merkmal. In der Mannschaft kicken Frauen und Männer im Alter von Anfang 30 bis 71 Jahre. Uns haben sich Frauen angeschlossen, die früher noch nie gegen einen Ball getreten hatten, aber auch Landesliga-erfahrene Altkicker. Frauen, die noch topfit sind und Männer, die schon die ein oder andere körperliche Einschränkung haben. Den inklusiven Charakter dieser Fußballart haben wir schnell gespürt. Auch einen blinden Kicker integrieren wir ins Spiel. 

Die wichtigste Regel für Neugierige: einfach kommen und es ausprobieren.

Wer sich auf Walking Football einlässt, wird zum Musterbrecher. Denn hier gelten andere Regeln als im normalen Fußball: 

  • Nur gehen, nicht laufen.

  • Harter Körperkontakt ist nicht erlaubt.

  • Der Ball darf nur hüfthoch geschossen werden. Richtwert ist das 1 m hohe (und 3 m breite) Tor.

  • Abseits und Torhüter gibt es nicht.

  • Es spielen 6 gegen 6 (flexibel).

  • Die Spielfeldgröße ist 42m x 21m (flexibel).

 Warum funktioniert Walking Football bei Hertha Bonn so gut?

  • Alle haben ein gemeinsames Anliegen: Sie haben Freude an der Bewegung, möchten etwas Gutes für ihre Gesundheit tun und in der Gemeinschaft Spaß haben.

  • Jeder respektiert die Eigenheiten der Anderen.

  • Erfahrene Spieler nehmen sich in ihrem sportlichen Ehrgeiz zurück und integrieren die eher Schwächeren.

  • Die Unerfahrenen sind bereit zu lernen und zu trainieren.

  • Das gemeinsame Spiel ist das Ziel, nicht das Ergebnis. Bei uns enden alle Spiele grundsätzlich unentschieden.

Bis heute sind wir das erste und einzige Gehfußball-Team in Bonn. 

Bei der Gründung und Entwicklung des Walking Football Teams habe ich vieles erlebt, was auch im Berufsalltag gilt: 

  • Wenn du von einer Sache wirklich überzeugt bist, halte durch, bleibe hartnäckig und gib nicht nach den ersten Widerständen und Fehlschlägen auf. 

  • Oft reichen kleine Hebel, um Größeres anzustoßen und nachhaltig zu wirken. Hier reichte es, an einem Wochenabend ein Viertel des Fußballplatzes bereitzustellen, einen ehrenamtlicher Übungsleiter zu finden und die Offenheit zu zeigen, neue Menschen zu integrieren.

  • Bevor du über Ungewohntes urteilst, probiere es zumindest einmal aus. 

  • Jeder Mensch hat Talente und kann einen wichtigen Beitrag fürs Team leisten. Unabhängig von Geschlecht, Erfahrungen, Bildung oder Herkunft.

  • Ein Team funktioniert besonders gut, wenn alle Mitglieder ihre Teilnahme für sich als sinnstiftend ansehen.

Mehr Infos und einen kleinen Fernsehbeitrag über Walking Football bei Hertha Bonn findet Ihr hier: https://www.herthabonn.de/senioren/alte-herren/walking-football/

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Auf einem neuen Weg: WirWirkt ab 1. Mai

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„Hey Jörg, Dir liegt doch der Verein auch sehr am Herzen.“ Das war mein Schlüsselerlebnis. So habe ich ein Ehrenamt als Vereinsvorstand übernommen. Und Sinn gewonnen. Ich habe gelernt, mit kleinen Dingen Gutes für die Gemeinschaft zu tun und damit auch Größeres anzustoßen. Wie in einem Mobile. Bringe ich selbst das kleinste Teil in Bewegung, verändert sich das gesamte System. #einfachmalmachen – dann gelingt es! 

Dieses Prinzip gilt auch im Beruf. So wurde aus den Erfahrungen aus meinem Ehrenamt und meinen Jobs die Idee WirWirkt für die Teamentwicklung geboren. Anlässe für eine Teamentwicklung gibt es viele: Eine neue Chefin kommt an Bord. Nach einer Umstrukturierung soll eine Abteilung zusammenwachsen. Oder in der kommenden Post-Corona-Zeit möchten sich die Kollegen nach Monaten des Home Offices neu (und wieder) kennenlernen. 

Ich werde Menschen aus Unternehmen dabei begleiten, die Perspektiven zu wechseln, indem wir in die Arbeits- und Lebenswelten gemeinnütziger Organisationen eintauchen. Für diese setzen wir ein kleines, individuell abgestimmtes Herzensprojekt um. Das Projekt soll nachhaltig sein, ebenso wie die Erfahrungen. Die Teams erleben, wie es wirkt, sich für ein mehr „Wir“ in der Gesellschaft zu engagieren und damit Gutes zu tun. Im Anschluss erarbeiten die Teilnehmer, wie das Erlebte in den Arbeitsalltag transferiert werden kann. Denn im Team sinnstiftende Themen anzupacken und umzusetzen, entfaltet eine immense Wirkung: es stärkt die Energiebilanz, fördert Vertrauen, Kommunikation und Selbstwirksamkeit.

WirWirkt lässt spüren. WirWirkt hinterlässt Spuren. WirWirkt nach. Ich freue mich auf den Start im Mai!

Kurve 43 – auf der Suche nach meinem neuen Weg

Auf der Suche nach meinem neuen Weg an Kurve 43 vorbei

Auf der Suche nach meinem neuen Weg an Kurve 43 vorbei

Seit letztem Sommer wandere ich fast wöchentlich in der Eifel. Die meisten Etappen des Eifelsteigs bin ich gegangen, viele Eifelschleifen und andere Traumpfade. Eine sehr geschätzte Bekannte sagte vor einer Mehrtagestour zu mir, dass ich in Kurve 43 bestimmt die Erleuchtung für meine berufliche Neuorientierung fände. Zu Beginn zählte ich bei den Wanderungen erst gar keine 43 Kurven, sodass ich nicht in Verlegenheit kam, mich entscheiden zu müssen. Am Ende hat es viele Kurven 43 gebraucht.

Viele Gespräche mit lieben Menschen. Einige Coaching-Sitzungen. Mehrere Monate, um Gedanken reifen lassen. Ich führte einen Workshop nach Design-Thinking-Methoden mit mir und über mich durch. Und mir wurde klar: Ich möchte aktuell nicht mehr im klassischen Personalwesen arbeiten. Was kann ich, das ich auch in einem anderen Job einbringen kann? Was macht mir wirklich Spaß? Wofür brenne ich? Worin finde ich Sinn? An diesen Fragen habe ich gearbeitet. 

#einfachmalmachen. Diesen Hashtag zu beherzigen, hat eine wunderbare Wirkung. Ich habe es oft genug erlebt in den letzten Jahren. Mit kleinen Hebeln kleine Veränderungen anstoßen, die sich am Ende positiv auf größere Veränderungen auswirken. Erlebt habe ich das im beruflichen Kontext, gespürt auch im privaten, ehrenamtlichen Rahmen. „Selbstwirksamkeit“ heißt das Zauberwort. Diese wirkt bei mir besonders stark, wenn ich sie in einer Gemeinschaft für ein stärkeres „Wir“ einsetzen kann.

Meine Entscheidung: Ich mache mich selbständig und arbeite zukünftig mit Menschen daran, Selbstwirksamkeit zu erfahren. Indem wir Gutes tun. Sinn erleben. Wirkung spüren. 

Meinen neuen Weg nenne ich WirWirkt.